Erfüllter leben


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Wie können wir morgen leben? Der Weg zu einer zukunftsfähigen Kultur

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„Das Scheitern der progressiv-utopischen Träume und der libertären Gesellschaftsmodelle zwingt zu einer erneuten Auseinandersetzung mit konservativem Denken.“ Mit diesem Zitat des jüngst verstorbenen Sozialphilosophen Günter Rohrmoser begrüßte Dr. Philipp W. Hildmann am Abend des 25. September 2008 den scheidenden Landtagspräsidenten Alois Glück in der bis auf den letzten Platz gefüllten Bayerischen Vertretung in Berlin.

Der profilierte konservative Vordenker Alois Glück postulierte seinerseits ebenfalls die Notwendigkeit der Neuorientierung. „Wie können wir morgen leben – wie wollen wir morgen leben?“ – diese doppelte Frage, welche die Gesellschaft schon einmal in den 1970er Jahren bewegt habe, so seine Ausgangsthese, müsse heute neu gestellt werden. Allerdings, so Glück weiter, habe es sich damals um eine vornehmlich theoretische Erörterung gehandelt, die nicht Ausdruck eines konkreten Leidensdrucks gewesen sei, weshalb sie auch nur begrenzte Wirkung entfalten konnte.

Im Unterschied dazu stehe heute außer Frage, dass unsere gegenwärtig Art zu leben und zu wirtschaften nicht mehr zukunftsfähig sei. Ob Energiesicherheit, Welternährungslage, Übernutzung der natürlichen Ressourcen, Klimawandel oder jüngst die internationale Bankenkrise – ein einfaches „weiter so“ sei nicht denkbar. In Folge der Ökonomisierung aller Lebensbereiche spürten die Menschen zunehmend Unbehangen und Orientierungslosigkeit. Gesellschaftliche Bindungskräfte würden geschwächt und der Staat verkomme zum Reparaturbetrieb für unterschiedlichste Fehlentwicklungen.

An diesem Punkt seien die Konservativen zu einer konstruktiv-kritischen Bestandsaufnahme über positive und negative Entwicklungen in der Moderne aufgefordert. Allerdings, so betonte Glück, sei dafür ein „Konservatismus, der sich in beliebten Reizformeln und in der Beschwörung von Werten und in Anklagen erschöpft“ ebenso wenig geeignet wie „bloßer Kulturpessimismus“.

Der Konservatismus vergangener Zeiten bietet nach Ansicht von Glück keine ausreichende Orientierung mehr für die Aufgaben der Gegenwart – die Grundhaltungen aus der konservativen Tradition jedoch schon. Konservatismus dürfe sich nicht auf „einen Platz im Bremserhäuschen der Moderne“ reduzieren. Bloße Entschleunigung der Entwicklungen wäre unzureichend. Stattdessen gelte es, eine „zukunftsfähige Kultur“ zu entwickeln, die in der Lage sei, neue Bindekräfte in und für die Gesellschaft zu entfalten.

Alois Glück befasste sich in seinem Vortrag ausführlich mit den Grundlagen für eine solche „zukunftsfähige Kultur“ und benannte sieben konkrete Wegmarkierungen, die auf dem Weg in eine stabile und menschliche Zukunft genommen werden müssten. Dazu zählte er unter anderem ein neues Verständnis von Bürgerlichkeit und Eigenverantwortung, begleitet von einer neuen Chancengerechtigkeit im Rahmen einer „solidarischen Leistungsgesellschaft“. Es bedürfe eben nicht nur einer Leistungselite, sondern einer zugleich menschlichen Verantwortungselite.

Der Vortrag kann hier heruntergeladen oder als Druckversion bestellt werden.